In dieser Gruppenausstellung zeigte die Galerie drei unterschiedliche Positionen junger Kunst: die beiden in Berlin lebenden Künstler Kim Nekarda (1973, Gießen), Johan Zetterquist (1968, Arvika, Schweden) und den Prager Maler Jakub HoŠek (1979, Prag, Tschechien).
Die Arbeiten des schwedischen Bildhauers Johan Zetterquist okkupieren ganze Räume. Kein Material, keine Technik sind ihm fremd, um seine Ideen zum Ausdruck zu bringen: Skulpturale Objekte, Fotos, Video, Klang, Zeichnungen und Wandmalerei – alles ist in seinem Repertoire vertreten. Zetterquists geschaffene Welten scheinen uns im gleichen Moment bekannt und fremd. Er behauptet, der Mensch könne nichts Künstliches schaffen, egal was er konstruiert, der Wirklichkeit hinzufügt, erfindet - alles ist real. Seine Werke präsentiert er seit seinem Abschluss an der Valand Academy of Fine Arts in Göteborg 1994 in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen. 2003 fand seine erste große Einzelausstellung im Künstlerhaus Bethanien statt.
Für den Raum im Erdgeschoss der Galerie Rüdiger Schöttle verbindet er Skulptur und Wandmalerei zu einer raumgreifenden Installation. In dieser zeigt Johan Zetterquist die Skulptur "S&M Tower of Power, 2003. A tower solution for cities lacking a good suicide spot and a car friendly vantage point". Wie ein nie umsetzbares Architekturmodell steht der Turm als Kunstobjekt im Raum. Durch die fast abstrakte Darstellung der winzigen Stadt am Fuß des Turmes entsteht ein extremer Gegensatz zur Aussichtsplattform auf dem Dach des Parkhausturmes.
Die Gemälde Kim Nekardas, der u.a. 1999 bis 2003 an der Kunstakademie München studierte, entstehen in dem Verfahren der umgekehrten Collage: die einzelnen Teile werden in Photoshop zusammengefügt, anschließend per Overhead-Projektion monumental vergrößert auf die Leinwand geworfen und mit den traditionellen Medien der Malerei, Pinsel und Farbe übertragen. Die Unterschiede der Darstellung sowie des Werkstoffs, geht auf das von Schicht zu Schicht wechselnde Quellenmaterial zurück: es stammt sowohl aus den "trivialen" Künsten, dem Comicstrip oder dem Animationsfilm als auch aus der Malerei und dem traditionellen japanischen Holzschnitt.
Inhaltlich spielt Nekarda mit den Erwartungen und der Phantasie des Betrachters. Seine Bilder sind menschenleer und haben dennoch eine narrative Grundstruktur, die seine Arbeiten eindeutig von traditionellen Landschafts- oder Interieurdarstellungen unterscheidet. Die eigentliche Handlung, sei es im zeitlichen Davor oder Danach, findet hier außerhalb des Bildrahmens statt. Nur Spuren, Reste einer vergangenen Realität, lose nebeneinander gestreut wie Indizien am Tatort, verweisen im Bild auf den Ablauf eines Geschehens oder einer Geschichte, ohne jedoch deren Inhalt völlig preiszugeben.
Der jüngste der drei Künstler, der 1979 in Prag geborene Maler Jakub HoŠek machte 1998 seinen Abschluss an der Akademie der schönen Künste in Prag. Nach diversen Gruppenausstellungen u.a. in Prag, London und Berlin waren seine Bilder 2004 während der Open Art in der Rathausgalerie in München ausgestellt. Er ist Mitglied des Prager Künstlerkollektivs A.M. 180, das Independent Musik aus Tschechien und dem Ausland verlegt, Konzerte, Filmprojekte und Ausstellungen organisiert und eine eigene Sendung im Musik-Fernsehen hat. Aus diesem Geist des post-teenage Pop speist HoŠek seine stark farbige, durch die collagenartigen Comicelemente bewusst naiv wirkende Malerei - stylish, cool und technisch perfekt. Im Laufe der Zeit entwickelte er verschiedene Arbeitsmethoden. Er begann damit, Aufklebermotive auszuschneiden und diese auf der Leinwand zu übermalen. Später kombinierte er stilisierte Bilder von Häusern und Landschaften mit lyrischen Fragmenten aus französischen Chansons. Seine Bildsprache bewegt sich heute an der Grenze zur gänzlich abstrakten Komposition als moderne pastellfarbene Paraphrase des Surrealismus.
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